Reges Filmgespräch zu SPORTSFREUNDE 

Der Tourplan zu SPORTSFREUNDE von Regisseur Knud Vetten und seinen Protagonisten liest sich fast wie das Who is who der besten bundesdeutschen Programmkinos: Connewitz, Leipzig, Hackesche Höfe, Berlin, Metropolis, Hamburg… Am Samstagabend (23.2.2013) machte das Team dennoch auch Halt in dem kleinen (aber feinen) Kino im Filmbüro in Wismar.

Schnelle Läufer und geduldige Antwortgeber: Isaak Kiplagat Sang und Paul Muigai Thuo beim Filmgespräch

Vetten präsentierte einen sehr berührenden Film über die Freundschaft zweier kenianischer Spitzensportler, Isaak Kiplagat Sang und Paul Muigai Thuo, mit dem Bitterfelder Sportmanager Peter Junge im Unruhestand – aber auch über die Freundschaft untereinander, trotz Angehörigkeit zu verschiedenen Stämmen und der schrecklichen Erfahrungen der ethnischen Unruhen in Kenia der Jahre 2007 und 2008, der "Clashes", bei denen über tausend Menschen ums Leben kamen und hundertausende zu Flüchtlingen wurden.

Aus dem Film: Zur Zeit der "Clashes" in Kenia

Die Zuschauer sahen an dem Abend einen politischen Film, der mit wenigen Mitteln und viel Engagement in ca. vier Jahren fertiggestellt wurde und bei dem 70 Stunden Material anfielen. Und so wunderte es nicht, daß das Filmgespräch intensiv und lang geführt wurde.

Frank Junge, Peter Junge, Isaak Kiplagat Sang, Paul Muigai Thuo, Knud Vetten

Moderiert wurde die Veranstaltung von Frank Junge, Wismarer Pressesprecher und Sohn von Peter Junge, der es auch war, der die Tour nach MV holte: neben Wismar auch nach Parchim und Bad Doberan.

Die angeregte Diskussion wurde vom Kinosaal ins Kinobistro verlegt

Während der Tage der Tour in MV übernachteten der Regisseur und die Marathonläufer übrigens im Filmhostel auf dem Gelände des Filmbüros – letztere absolvierten ihr tägliches Training in der kalten Wismarer Schneelandschaft.

SPORTSFREUNDE

Samstag, 23. Februar 2013, 19:30 Uhr

Zwischen Haß, Resignation und Hoffnung erzählt dieses außergewöhnlich berührende Dokumentarfilmprojekt eine abenteuerliche Geschichte über Brandstifter, Kriegsgewinnler, Sportler und gute Menschen.

In Anwesenheit von Regisseur Knud Vetten, den Protagonisten aus Kenia Paul Muigai Thuo und Isaak Kiplagat Sang sowie Peter Junge.

Peter Junge in Kenia

Zwei Kenianer sollten die Marathonläufe in Mitteldeutschland aufwerten. Der Sportjournalist und Kenner der kenianischen Läuferszene, Robert Hartmann, schlug die Talente Paul Muigai Thuo und Isaak Kiplagat Sang vor. "Wir haben die beiden dann so ins Herz geschlossen, daß wir sie zu Ehrenmitgliedern unseres Vereins erklärt haben", sagt ihr ehrenamtlicher Bitterfelder Manager und Ex-Boxer Peter Junge. Seither starten die beiden Kenianer kurioserweise im Trikot des Bitterfelder Sportvereins 2000. Wenn sie antreten, gewinnen sie auch. Doch wer sind die schwarzen Sportsfreunde eigentlich? Woher kommen sie und wie leben sie dort?

Peter und Isaak

Peter Junge will es wissen und reist zusammen mit Matthias Weise nach Afrika. In skurrilen und emotionalen Episoden trifft ostdeutsche Provinz auf kenianische Armut. Ernüchterung und Sprachlosigkeit ergreifen die Reisenden, als sie die Lebensumstände von Isaak erstmals hautnah erleben.

Paul und seine Familie müssen mit den Folgen einer existenziellen Bedrohung leben: Bei den bürgerkriegsähnlichen Ausschreitungen vor vier Jahren konnten sie sich nur knapp vor einem marodierenden Mob in Sicherheit bringen. Peter und Matthias wollen ergründen, warum die Farm der Familie Thuo angezündet wurde, sodass Paul, seine Geschwister und seine Mutter heute im Slum hausen müssen. Der Film nimmt die Reise der Ostdeutschen nach Afrika zum Anlass, die Geschichten dahinter zu erzählen. Er zeigt die kuriose Beziehung zwischen vier Männern, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Isaak

Das gilt auch für Paul und Isaak. Die sportliche Konkurrenz ist schon schwierig genug, die unterschiedliche ethnische Herkunft jedoch wiegt schwerer. Obwohl Paul und Isaac verfeindeten Ethnien angehören, scheint ihre Freundschaft jedoch stärker zu sein als dieser nationale Konflikt. Noch. Wie schwierig das noch werden kann, lässt sich erahnen, wenn man betrachtet, wem die gewalttätigen Ausschreitungen in Kenia eigentlich nützen: SPORTSFREUNDE zeigt Brandstifter und Kriegsgewinnler, Profiteure und Opfer der ethnisch motivierten Gewalt in dem afrikanischen Land. Gegen diese Realität sind die vier Protagonisten machtlos. So bringt die Reise die Einstellungen und Wünsche aller Beteiligten ins Wanken. Träume zerplatzen. Die Sportsfreunde werden auf eine schwere Probe gestellt.

Der Film hat einen sehr aktuellen Bezug: Die bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen und das Unglück von Pauls Familie hingen mit den letzten Präsidentschaftswahlen im Jahr 2007 zusammen, in deren Nachfolge es zu den blutigen Unruhen mit über eintausend Toten und hundertausenden Vertriebenen kam. Bis zum heutigen Tag sind diese Verbrechen ungesühnt, die Wut der Brandstifter ist geblieben. "Wenn die Regierenden nicht machen was wir wollen, werden wieder Häuser brennen", verkündet eine Gruppe vermummter Jugendlicher und fügt hinzu: "We can start another round!" Am 4. März 2013 wählt Kenia wieder.

 

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Tourplan SPORTSFREUNDE on tour ansehen

 

http://sportsfreunde-film.de

 

Einlaß 18:30 Uhr (Filmbeginn 19:30 Uhr). Ein reichhaltiges Getränkeangebot, heiß und kalt sowie belegte Brötchen, warme Wiener und Knabbereien stehen für Sie bereit. (Eintritt 5 €)