Landesfilmarchiv

Aus der Sammlung...

Ein Blick in das Landesfilmarchiv, die Sammlung des filmischen Erbes Mecklenburg-Vorpommerns und darüber hinaus! – Einmaliges, Kurioses, Wertvolles und Historisches

In loser Folge stellen wir hier besondere Stücke aus dem Landesfilmarchiv vor.

Das Originalplakat zu DIE MÖRDER SIND UNTER UNS in ungewöhnlichem Format

Sammlungsstück 2/ 2015

Ein wertvolles Zeitdokument aus der Sammlung ist ein Originalplakat zu dem Film DIE MÖRDER SIND UNTER UNS. Es liegt im ungewöhnlich großen Format von A 0 (84 x 118 cm) vor und wurde von der SOVEXPORT herausgegeben. Das Plakat wurde vor Jahren schwer beschädigt in der Überlieferung der Bezirksfilmdirektion Schwerin entdeckt und in der Restaurierungswerkstatt des Landeshauptarchivs aufwendig restauriert. Es stellt wohl eines der wertvollsten Stücke aus unserer Sammlung dar, gilt es doch dem ersten Film der DEFA und dem ersten deutschen Spielfilm der Nachkriegszeit überhaupt.

Am 17. Mai 1946 überreichte der Leiter des Informationsamtes der Sowjetischen Besatzungszone, Oberst Sergei Tjulpanow, in Potsdam-Babelsberg der Deutschen Film-AG die Lizenz für die "Herstellung von Filmen aller Kategorien". Ausgenommen von der Lizenz war noch der Vertrieb der von dieser Firma hergestellten Filme, der der Sovexport oblag. Schnell bezeichnete sich die neue Produktionsfirma als DEFA und entwarf ein eigenes Logo, das auf dem Plakat bereits neben dem der SOVEXPORT Verwendung fand.

Noch bevor die DEFA gegründet worden war, waren die Arbeiten an ihrem ersten Film DIE MÖRDER SIND UNTER UNS im März 1946 begonnen worden. Gedreht wurde in verschiedenen Ateliers in Berlin und Potsdam und in Trümmern Berlins, was die Authentizität des Films noch verstärkte. Der erste deutsche Spielfilm der Nachkriegszeit sollte auch gleich ein Welterfolg werden.

Logo SOVEXPORT

Die Uraufführung fand am 15. Oktober 1946 im Admiralspalast in Berlin statt. Auf diesem ersten Plakat ist lediglich der Drehbuchautor und Regisseur Wolfgang Staudte genannt, der sich auch später noch mit vielen seiner Filme engagiert mit dem deutschen Faschismus und dessen Aufarbeitung in beiden deutschen Staaten auseinandersetzte (ROTATION in der DDR, ROSEN FÜR DEN STAATSANWALT, KIRMES und HERRENPARTIE in der BRD). Nicht genannt werden dagegen weitere Mitglieder der Filmcrew und die Darsteller, von denen insbesondere Hildegard Knef zu nennen wäre, die mit diesem Film auch international bekannt wurde und ihre Weltkarriere begann.

Inhalt: Der Film spielt im zerbombten Nachkriegsberlin. Der ehemalige Militärchirurg Dr. Hans Mertens (Ernst Wilhelm Borchert) lebt mit der KZ-Überlebenden Susanne Wallner (Hildegard Knef) zusammen. Sie kümmert sich um die zerstörte Wohnung, erträgt seine destruktiven Kommentare, kritisiert ihn aber auch und bewirkt, daß er wieder Mut zu fassen beginnt.

Hildegard Knef, Ernst Wilhelm Borchert

Doch dann trifft der Arzt seinen früheren Hauptmann, der inzwischen mit seiner Familie wieder ein gutbürgerliches Leben führt. Mertens erinnert sich an den  Weihnachtsabend 1942, an dem dieser Hauptmann im besetzten Polen über einhundert Zivilisten erschießen ließ und anschließend unbeschwert mit seinen Soldaten den Abend feierte. Mertens wartet die betriebliche Weihnachtsfeier des Mörders ab und kündigt diesem an, ihn zu erschießen, wird jedoch daran von Susanne Wallner gehindert, da man nicht selber richten, sondern nur anklagen dürfe.

D 1946, Regie und Buch: Wolfgang Staudte, Darsteller: Hildegard Knef, Ernst Wilhelm Borchert, Arno Paulsen, Erna Sellmer, Robert Forsch, Elly Burgmer, Michael Günther, Christian Schwarzwald, 90 min, s/w

Das Filmprogrammheft zu PETER VOß, DER MILLIONENDIEB – ein begehrtes Sammlerobjekt

Sammlungsstück 1/ 2015

SOVEXPORTFILM und UFA?

In der unmittelbaren Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg besaß die sowjetische SOVEXPORTFILM das Vertriebs- und Verleih-Monopol von Filmen in der Sowjetischen Besatzungszone und die Auftragshoheit für die DEFA-Kinofilmproduktion. In dieser Zeit und Hoheit entstand auch der erste deutsche Nachkriegsfilm DIE MÖRDER SIND UNTER UNS.

Als Verleiher war die SOVEXPORTFILM auch für die Presse- und Werbearbeit verantwortlich und gab Filmprogrammhefte heraus. Eines der zahlreichen im Landesfilmarchiv überlieferten Programmhefte gilt dem Film PETER VOß, DER MILLIONENDIEB, einem Kuriosum, weil dieser Film von der Produktionsfirma Tobis – 1942 in den Ufa-Konzern eingegliedert – in den Jahren 1943/ 1944 hergestellt, jedoch bis Kriegsende nicht mehr fertiggestellt wurde. Das oblag der neu gegründeten DEFA. Die Uraufführung fand am 27. September 1946 statt. Im Programm finden wir unter den Schauspielern einige bekannte Namen. Allen voran Viktor de Kowa, Else von Moellendorff und Georg Thomalla. Das Heft verrät dagegen den Regisseur Karl Anton nicht. Dieser hatte sich in den Kriegsjahren besonders durch aufwendige Revuefilme einen Namen gemacht, war aber auch an solchen Propagandafilmen wie OHM KRÜGER und MENSCHEN IM STURM beteiligt. Vielleicht war dies der Grund, ihn zu verschweigen.

Hier können Sie sich einen Scan des Sammlungsstückes ansehen:

Inhalt: Der mehrfach verfilmte Stoff „Peter Voß, der Millionendieb“ ist eine Kriminalkomödie nach dem Roman von Ewald Gerhard Seeliger. Die Großkundin einer Bank möchte ihr gesamtes Geld abheben, was aber die Bank nicht zur Verfügung hat. Der Bankangestellte Peter Voß raubt daraufhin zum Schein die Million und flieht, gefolgt von angeheuerten Detektiven der Kundin. Nachdem man fast einmal um den Globus hetzte, hat das Bankhaus das Geld aufgetrieben und ist gerettet und Peter Voß kann die Kundin von seinen lauteren Absichten überzeugen. Zum Schluß – wen wundert´s – findet sogar eine Hochzeit statt.

Das Landesfilmarchiv verwahrt nicht nur Filme mit Bezug zu Mecklenburg-Vorpommern, sondern auch Werbematerialien zu zahlreichen Filmen. Inzwischen umfaßt die Sammlung mehr als 4.200 Plakate und mehr als 6.200 weitere Werbematerialien – Szenenfotos, Programme, Ankündigungen. Gerade die Programmhefte zu einzelnen Filmen waren nicht nur früher ein begehrtes Sammlerobjekt. Die ältesten Programmhefte, über die das Landesfilmarchiv verfügt, stammen noch aus den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts.