Ältere Meldungen "Landesfilmarchiv" 2011-01

Landesfilmarchivar auf Tagung in Münster

„Lebendige Vergangenheit – Der landeskundlich-historische Film im Archiv“ am 17. und 18.11.2011 in Münster

Am 17. und 18. November 2011 nahm Landesfilmarchivar Karl-Heinz Steinbruch an einer vom Medienzentrum für Westfalen in Münster organisierten Tagung zum Thema „Lebendige Vergangenheit – Der landeskundlich-historische Film im Archiv“ teil. Die 110 Teilnehmer kamen vorrangig aus dem gastgebenden Nordrhein-Westfalen, aber auch aus dem übrigen Bundesgebiet sowie aus Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden.

Der Landesfilmarchivar war der einzige Teilnehmer aus Mecklenburg-Vorpommern; er und die Vertreter aus Sachsen und Sachsen-Anhalt die einzigen aus den neuen Bundesländern. Der Norden war neben Interessenten dreier Filmstudios aus Hamburg mit Archivaren aus Bremen, Schleswig und Wismar repräsentiert. Die meisten Teilnehmer kamen naturgemäß aus dem gastgebenden Bundesland mit seiner für das Bundesgebiet einzigartig vielfältigen Struktur an dem Thema interessierten Institutionen. Dazu zählen verschiedene Stadt-, Wirtschafts- und andere Archive, Medienzentren, Museen, Landschaftsverbände, Universitäten und natürlich der WDR.

Einführende Vorträge – dazu zählen besonders die von Dr. Volker Jacob (Referatsleiter des Bild-, Film- und Tonarchivs des Medienzentrums Westfalen-Lippe) zur Theorie und Praxis eines regionalen Filmarchivs in Westfalen-Lippe und von Dr. Dirk Jachomowski (Landesarchiv Schleswig-Holstein) über die Bedeutung einer institutionalisierten Filmarchivierung für die regionale Identität – widmeten sich zunächst der Begriffsbestimmung „landeskundlicher Film“ und arbeiteten heraus, daß es sich bei landeskundlichen Filmen vorrangig um dokumentarische Filme mit regionalem Bezug handelt, die Teil des audiovisuellen Gedächtnisses dieser Region sind. Daraus resultiert die Bedeutung des landeskundlichen Films als Quelle für vielfältigste Forschungen auf regionalgeschichtlichem Gebiet und die Bedeutung der Archive, die diese Quellen erfassen, sichern, bewerten, verzeichnen und der Forschung zur Verfügung stellen.

Gerade diese Vorträge sind es, die für das Selbstverständnis auch des Landesfilmarchivs MV bedeutend sind, bestätigen sie doch die Wichtigkeit der in Wismar geleisteten Arbeit.

Während der Tagung bestand bei aller Unterschiedlichkeit im Herangehen bei der Archivierung landeskundlich-historischer Filme Einigkeit darüber, daß den regionalen und lokalen Archiven gerade wegen ihrer Nähe zu den in den landeskundlichen Filmen thematisierten Ereignissen eine immense Bedeutung zukommt, da die Erfassung und Sicherung der landeskundlichen Filme auch vom Bundesarchiv mit seiner gesamtgesellschaftlichen Sichtweise nicht geleistet werden kann.

Diese allgemein geäußerte Ansicht bedeutet für das Landesfilmarchiv MV, sich auch künftig um die vielen verstreut liegenden Filme landeskundlichen Inhalts zu kümmern, sie zu übernehmen und der Nachwelt zu erhalten, denn der Verlust dieser uns oftmals unbekannten Quellen würde auch unser Land ärmer machen, wie es Dr. Jachomowski ausdrückte.

Karl-Heinz Steinbruch (rechts) im Gespräch mit Stefan Gööck, Filmarchivar im Sächsischen Staatsarchiv

Filmvorführung von "Kirche und Heimat" beim 5. Filmfest Wismar sorgte für lebhafte Diskussionen

Neben dem Landesfilmarchivar Karl-Heinz Steinbruch standen dem sehr interessierten Publikum am Sonntag, den 9. Oktober 2011 im Kino im Filmbüo auch Dr. Bunners (früherer Pastor zu St. Georg in Wismar) und Dr. Wurm (Landeskirchliches Archiv in Schwerin) Rede und Antwort.

In einer kurzen Einführung in die Entstehung des Films aus dem Jahre 1932 wurde besonders darauf hingewiesen, daß dieser Film in einer um 10% kürzeren Version 1933 erneut zensiert wurde, wobei nicht gesagt werden kann, welche Stellen der Schere zum Opfer fielen. Danach wurden die im Bundesarchiv-Filmarchiv noch überlieferten vier (von fünf) Akte des noch 50 Minuten langen Films vorgeführt.

Im Anschluß gab Dr. Wurm eine Einführung in den Film über die staatliche und kirchliche Vereinigung beider Mecklenburg im Herbst 1933. Dr. Wurm hatte wenige Tage zuvor in seinem Archiv Quellen zur Finanzierung des Films gefunden und konnte somit erste Forschungsergebnisse vorlegen, die beweisen, daß der Film von 1933 – obwohl nicht durch die Reichsprüfstelle zensiert - eine Zeit lang als Teil 2 des Films von 1932 gelaufen ist. Dieser im Verhältnis zum vorherigen laienhaft hergestellte Film mit einer Länge von rund zehn Minuten wurde anschließend wohl das erste Mal seit mehr als 75 Jahren wieder in der Öffentlichkeit gezeigt.

In der Diskussion wurden besonders die innerkirchlichen Auseinandersetzungen diskutiert, wobei Dr. Wurm der Aussage im zweiten Film widersprach, daß die Kirche geschlossen hinter den neuen Machthabern stand. Er stellte dem gegenüber, daß das zwar für die Kirchenführung in Mecklenburg zutraf, die durchweg den Deutschen Christen zuzurechnen sei, die als eine rassistische, antisemitische und am Führerprinzip orientierte Strömung innerhalb der Evangelischen Kirche eine Art Deutsche Staatskirche schaffen wollte. Ihnen standen jedoch die Mitglieder der Bekennenden Kirche gegenüber, die den Status der Kirche beibehalten wollten. Die Mehrzahl der mecklenburgischen Pastoren gehörte der Bekennenden Kirche an. Dr. Wurm zeigte auch ein Foto von der Synode vom September 1933, die auch als "braune Synode" bezeichnet wurde, bei der bis auf zwei, drei Synodale alle in SA-Uniform vor die Kamera traten.

Aus KIRCHE UND HEIMAT: Pastoren unter Hakenkreuzen (in Rostock)

Andere Diskussionen wurden um die im Film gezeigte Kirchen- und Staatssymbolik geführt, zum Beispiel um die Hakenkreuzflagge und die Reichsflagge an der Rostocker Marienkirche. Hier konnte Dr. Bunners ergänzen, daß es der Kirche ab 1936 verboten war, die eigene Flagge (violettes Kreuz in Weiß) zu zeigen. Auch wurde die im ersten Film thematisierte Siedlungspolitik der Kirche diskutiert und die Frage gestellt, inwieweit diese Politik den Ruf nach Land im Osten vorweggenommen habe.

Es konnten auch noch gezeigte Bilder lokalisiert werden, die nun im Findbuch des Landesfilmarchivs MV erfaßt werden können. Denn der anwesende Ortschronist von Hohen Viecheln hatte in kirchlichen Unterlagen Hinweise darauf gefunden, daß in seinem Heimatdorf 1932 Filmaufnahmen stattfanden und konnte nun den Ort mit den interessanten und umfangreichen Aufnahmen zu dem Zwischentext "Kirche und Heimat an einem mecklenburgischen Dorftag" als Hohen Viecheln identifizieren.

In Planung ist eine gemeinsame Filmveranstaltung mit dem Stadtarchiv Schwerin, diese könnte am nächsten Archivtag in der Thomaskapelle im Schweriner Dom stattfinden.

Oktober 2011

Bedeutende Zugewinne am Filmbestand durch Deposita

Nachdem Ende Mai 2011 15 Filme des Amateurfilmstudios der Volksmarine Rostock übernommen werden konnten, die inzwischen verzeichnet und in den Bestand eingearbeitet wurden, wurde bereits einen Monat später der komplette Filmbestand des Hansefilmstudios Rostock nach Wismar gebracht. Bei diesem Depositum handelt es sich um rund 50 fertige Filme. Dazu kommen noch etwa 200 Filmrollen mit ungeschnittenem Material, das in den nächsten Monaten gesichtet und verzeichnet wird. Die Filme stammen aus den Jahren 1959 bis 1991 und beinhalten vor allem maritime Themen. Aber auch Ereignisse wie die Ostseewochen, die 750-Jahrfeier Rostocks oder die Sommerfilmtage wurden von den Filmemachern im Bild festgehalten.

Auf der Basis der mit den Landesarchiven abgeschlossenen Kooperationsvereinbarung erfolgte Ende August die dritte größere Übernahme in diesem Jahr: Das Landesarchiv Greifwald übergab aus seinem Bestand "Rat des Bezirkes Rostock" dem Landesfilmarchiv Sammlungsgut in Form von 20 Filmen, Magnetbändern und Videokassetten aus den Jahren 1958 bis 1990. Die Sichtung der einzelnen Bänder ist noch nicht abgeschlossen, einige dieser Medien thematisieren das Brandschutzwesen im Bezirk Rostock, weitere inhaltliche Angaben können zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gemacht werden.

Juli 2011

Gegenwärtig ermittelt das Archiv gemeinsam mit Wismarer Jugendlichen in einem Projekt das überlieferte audiovisuelle Archivgut über Wismar, das an den verschiedensten Standorten - Archiven, Museen, Betrieben - vermutet wird. Dieses Projekt brachte bisher zahlreiche Filmaufnahmen zu Tage, die in der zweiten Jahreshälfte in die Datenbank des Archivs eingegeben werden.

Parallel dazu werden auch die Datenbanken des Bundesarchivs - Filmarchivs und der DEFA-Stiftung systematisch nach Filmen mit Bezug zu unserem Land durchgearbeitet.

Mai 2011

Bestand des Hanse-Filmstudios Rostock als Depositum übernommen

Ende Mai dieses Jahres übernahm das Landesfilmarchiv 15 Filme des Amateurfilmstudios der Volksmarine Rostock als Depositum. Das bedeutet, daß die Filme Eigentum der übergebenden Personen bleiben und diese auch über die Nachnutzung entscheiden.

 

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