dokART on Tour 2013/ 2014

Dienstag, 18. Februar 2014, 19:30 Uhr

Die dokumentART – European Filmfestival for Documentaries – findet jährlich im Herbst in Neubrandenburg und Szczecin statt. Gezeigt werden aktuelle europäische Dokumentarfilme zwischen traditionellen und experimentellen Formaten.

Die 22. dokumentART präsentiert frisch vom Filmfestival und in Zusammenarbeit mit dem Landesverband Filmkommunikation eine Auswahl europäischer Dokumentarfilme in MV, auch im Kino im Filmbüro. Gezeigt wird eine Mischung von Kurzfilmen aus dem diesjährigen Wettbewerb, teilweise Gewinnerfilme. Gesamtlänge: 108 min.

 

Das Programm

HINOKI FARM

Am Anfang massiert sich Herr Kikuchi das Gesicht. Die präzise ausgeführten Bewegungen bereitenden Mann auf einen geregelten Tagesablauf vor und stimmen den Zuschauer darauf ein, ihn und seine Frau dabei zu beobachten. Ruhig fängt die Kamera die tägliche Arbeit auf dem Feld und im Garten ein. Ausbesserungsarbeiten am Haus stehen an, es wird gekocht und gegessen, Karate gemacht, mit Gästen gegrillt. Abends ein heißes Bad. Ein Leben im Fluß und im Einklang mit der Natur. Im Fokus stehen immer wieder die einfachen Dinge und Gesten. Mit ihren eigenen Händen haben die Kikuchis die Farm auf der japanischen Insel Kyushu – Felder, Garten und Gebäude – nach der Pensionierung aufgebaut. Nur über Kondensstreifen am Himmel bricht die Erinnerung an das vorangegangene Großstadtleben herein.


D 2013, Regie: Akiro Hellgardt, 29 min

Akiro Hellgardt wurde 1973 in Hannover geboren. Von 1997-2003 Studium an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe sowie von 2001-2002 an der Valand School of Fine Arts – Göteborg. 2009-2012 Postgraduales Studium an der Kunsthochschule für Medien Köln. Er lebt und arbeitet in Köln.

 

THE RED CARPET

Die Slums Garib Nagar, das Viertel Bandra, Mumbai, Indien: Haus an Haus, bunter Müll. Die zwölfjährige Rubina mag den Ort: "Das Leben hier ist cool, echt [...]. In jedem Haus gibt es acht bis zehn Kinder". Die Slums sind für die im roten Hemd schön anzusehende Rubina und ihre Gleichaltrigen ein Spielplatz. Sie können im Regen baden. Aber Rubina weiß, daß jedes Haus wegfließen und jeder Erwachsene oder jedes Kind erkranken kann. Sie möchte Schauspielerin werden, ist sich aber über ihre Zukunft nicht sicher. Rubina Ali ist eine echte Einwohnerin der Slums. Sie hat bisher in zwei Filmen gespielt. Der erste war SLUMDOG MILLIONÄR.


E 2012, Regie: Manuel Fernández, Iosu López, CI: Manuel Fernández, ED: Rubén Sánchez, 12 min

Manuel Fernández wurde 1978 in Madrid geboren. Er studierte Kommunikationswissenschaften an der Universidad Complutense de Madrid und Film an der Universität Sydney, Australien. Er produziert kurze Horror- und Science-Fiction-Filme für die bekannte spanische Fernsehsendung “Cuarto Milenio“.

Iosu López, in Pamplona geboren, arbeitete für einige der wichtigsten Nachrichtenmedien Spaniens, bevor er alles aufgab, um sich einen Kindheitstraum zu erfüllen: eine Überlandreise durch den amerikanischen Kontinent von Nord nach Süd. Sein Film THE AMERICAN SEAM erzählt die autobiografische Geschichte seiner einsamen Reise von Alaska nach Argentinien.

 

UNDER THE PILLOW

"In Tivim gibt es eine Straße, in der Straße ist ein Haus, in dem Haus ist eine Treppe..." Eine Mädchenstimme nimmt uns mit in die reiche und bunte Bilderwelt dieses dokumentarischen Trickfilms, der mit HIV-infizierten Kindern in einer Klinik in Tivim (Goa, Indien) entstanden ist. Die Zeichnungen und Stimmen stammen von den Jungen und Mädchen selbst. Sie erzählen von ihrem Leben in der Klinik, von ihrem Alltag und ihren Träumen – in der phantastischen Logik der Kinder.

E 2012, Regie: Isabel Herguera, ED: Gianmarco Serra, 8 min

Isabel Herguera, 1961 geboren in Donostia/ San Sebastián. Produktion von Trickfilmen und Lehrtätigkeit im Wechsel. Sie koordiniert ihre Aktivitäten im Labor für bewegte Bilder des Zentrums für zeitgenössische Kunst und Kultur Arteleku und unterrichtet im National Institute of Design in Ahmedabad (Indien).

 

FACTORY

Das zehnminütige Ergebnis einer Faszination für die Möglichkeit, reine filmische Schönheit mit einem Futter aus Melancholie und Affinität zu Industriegebäuden zu kreieren. Sequenzen aus dem Inneren von Fabriken mit laufenden Maschinen, die wie Relikte aus dem 19. Jahrhundert anmuten, verflochten mit Bildern von Lampen vor grünem Hintergrund, brackigem Wasser, abblätternder Farbe, und zerbrochenen Fensterscheiben, durch die das Sonnenlicht strahlt.

D 2013, Regie: Marlene Hentschel, Birgit Müller, Paul Beetz, Simone Pfeifer, CI: Marlene Hentschel, Simone Pfeifer, ED: Simone Pfeifer, Paul Beetz, 11 min

Birgit Müller ist freie Radioautorin, Sounddesignerin und Lektorin in Berlin. Seit vielen Jahren aktiv mit Dokumentarfilm und Hörstücken für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Seit 2012 Masterstudium 'Online Radio'.

Marlene Hentschel war an der Filmarche Berlin hinter der Kamera für Doku und Fiktion, ist Stadt-Geographin und organisiert seit Jahren das politische Dokumentarfilmfestival "globale" in Berlin.

Paul Beetz lernte Schnitt an der Filmarche Berlin, arbeitet beim Fernsehen und als Cutter, Grafiker und Titeldesigner für Dokumentarfilme in Berlin.

Simone Pfeifer ist Ethnologin und Visuelle Anthropologin. Sie studierte u.a. ethnographischen Dokumentarfilm am Granada Center for Visual Anthropology der Universität Manchester. Derzeit Promotion zu einem medienethnologischen Thema in Köln.

 

25572 BÜTTEL

Büttel, Deutschland. Fragmente einer "leeren" Landschaft mit den charakteristischen Windmühlen, einem gelben Briefkasten, einer Tankstelle. Industriellen, transportablen Wohncontainern der Bauarbeiter. Der einzige Kommentar ist das Gedicht von Almut Sandig, in dem das Wort "Heimat" leer und fremd klingt.

D 2012, Regie, CI: Rainer Komers, ED: Florian Pawliczek, 5 min

Rainer Komers, geboren in Guben. Filmstudium an der Kunstakademie Düsseldorf, Meisterschüler. Filmprojekte in Alaska, Deutschland, Indien, Japan, Jemen, Lettland und Montana. Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft, Mülheim 2006. NOME ROAD SYSTEM wurde mit dem Deutschen Kurzfilmpreis in Gold 2004 ausgezeichnet, B 224 mit dem Hessischen Filmpreis 2001, ZIGEUNER IN DUISBURG mit dem Preis der Deutschen Filmkritik 1980. Ferner: Texte, Word Art und Filmseminare. Lebt in Mülheim an der Ruhr und Berlin und ist häufiger Gast der dokumentART.

 

QE SKEM A'MALLA HARZA – ICH BIN MANCHMAL EINSAM

Dr. Hans Schonger trat in die Fußstapfen seines Vaters und ist heute eine Koryphäe auf dem wissenschaftlichen Randgebiet der Blattfallforschung. Bei Untersuchungen im Wald trifft er auf eine außergewöhnliche Persönlichkeit, den scheuen "Bigfoot", der auf der Flucht ist. Der sensible Wissenschaftler weckt das Vertrauen des Weitgereisten, obwohl die beiden Suchenden Welten trennen – was im Film über das Splitscreen-Verfahren ausgedrückt wird. Ein Porträt einer einzigartigen Freundschaft, die sich über sprachliche und kulturelle Grenzen hinwegsetzt.

D 2012, Regie: Tobias Rehm, Silke Dietrich, Sebastian Linder, CI: Sebastian Linder, ED: Tobias Rehm, 15 min

Auf der Suche nach der Einsamkeit begaben sich Tobias Rehm, Silke Dietrich und Sebastian Linder in den Wald. Dadurch angeregt, wollten die drei Münchner Design-Studenten von Ruhe, Rastlosigkeit und Zurückgezogenheit erzählen. Sie probierten sich dafür in sämtlichen Bereichen des Films aus, von der Entwicklung einer Geschichte, der Verkörperung der Figuren, bis hin zur Gestaltung der Musik. So erfuhren sie während der Entstehung des Projekts mehr über sich selbst, als ihnen zu Beginn bewußt war.

 

MY HOUSE WITHOUT ME

Wolfsaugen in der Nacht leuchten, umzingeln Dich und scheinen viele zu sein. Krieg hat viele Gesichter, Verschleppung, Vertreibung entgegengesetzte Ursachen. Janina, im Osten Polens geboren, befand sich nach der deutsch-russischen Teilung des Landes in der Sowjetunion und wurde mit zehn Jahren nach Sibiren deportiert, sechs Jahre später nach Stettin, das jetzt Szczecin hieß. Hier lebte Annemarie, bis Janina kam, dann ging sie mit den Deutschen nach Westen. Beide Frauen weinen nicht mehr. Sie haben genug geweint in ihrem Leben.

P 2012, Regie: Magdalena Szymków, CI: Paweł Chorzępa, Kurt Moser, ED: Stefan Paruch, 28 min

Magdalena Szymków, Journalistin und Filmemacherin, ist Absolventin der Wajda-Filmschule. Sie ist Mitbegründerin der Produktionsfirma Vezfilm und hat sowohl für die polnischen Fernsehsender TVP und TVN als auch für ARTE/WDR und RAI gearbeitet. Zehn Jahre lang war sie als Korrespondentin in Italien. Für ihre Reportage über die Lebenssituation von Einwanderern in Italien wurde sie 2007 für den Polish Grand Press Award nominiert. In Italien arbeitete sie eng mit Ryszard Kapuściński zusammen. Sie ist Absolventin der IDFAcademy und der Documentary Campus Masterschool. Zurzeit entwickelt sie ein von MEDIA unterstütztes Projekt “You have to be there”, eine Koproduktion von Vezfilm und Otter Film (Oscar-Nominierung für “Rabbit à la Berlin” 2010).

 

Einlaß Abendvorstellung 18:30 Uhr (Filmbeginn 19:30 Uhr). Ein reichhaltiges Getränkeangebot, heiß und kalt sowie belegte Brötchen, warme Wiener und Knabbereien stehen für Sie bereit. (Eintritt 6 €)